"Achten Sie jeden Tag auf das Gute, das er bringt,
denn das Leben ist, an alle Dinge zu glauben."
Tracie Frank Mayer
“Niemand hat jemals gemessen, nicht einmal Dichter, wie viel das Herz aushalten kann.”
Zelda Fitzgerald
Tracie
begann im Alter von 9 Jahre an Wochenenden im familieneigenen Immobilienunternehmen, durch Reinigen der Wohnungen, zu arbeiten. Sie hat schöne Erinnerungen an die Zeit, als sie an Nachmittagen an ihrer Mutters Seite saß und ihr dabei zusah, wie sie ein Sortiment von Cremes, Stärkungsmittel und Lotionen auf ihr Gesicht auftrug.
Als
Tracie ihr Diplom der wirtschaftswissenschaftlichen Universität Seattle erhielt, arbeitete sie schon Vollzeit im Familienbüro. Zusammen mit ihren Eltern und den zwei jüngeren Schwestern wurde sie mit der Aufgabe der Überwachung von beinah vierhundert Mieteinheiten betraut.
Im Jahr 1983,
während eines Ausflugs nach Puerto Vallarta in Mexico, lernte Tracie ihren späteren Ehemann Helmut kennen. Die beiden heirateten 1 Jahr später. Obwohl Tracie die Sprache nicht sprach, packte sie unerschrocken ihre Taschen und zog nach Köln in Deutschland - Helmuts Heimatstadt. Dort brachte sie ihr einziges Kind zur Welt, ihren Sohn namens Marc.
Seit ihrer Ansässigkeit in Köln,
in Deutschland 1984, arbeitete Tracie als Schriftstellerin, Bloggerin, Lyrikerin, öffentliche Rednerin und Immobilieninvestorin.
„Talk with Tracie“, wie sie ihr englischsprachiges Sprachtraining nennt ist sehr beliebt bei Deutschen, die dadurch ihre englischen Sprachkenntnisse aufbauen.
Daneben arbeitet sie mit unternehmerischen Führungskräften, die fließender und entspannter englisch sprechen möchten.
Tracie’s Energie, Enthusiasmus und Optimismus ermutigen ihre Klienten zu entspannen und Spaß an der englischen Sprache zu bekommen.
Als zweisprachige Moderatorin,
engagiert Tracie sich als Jurorin und Moderatorin. "Das Goldene Stadttor“ - The Golden City Gate - ein international angesehener Multimedia-Wettbewerb bei der weltweit größten Reisemesse ITB war eine frühe Station. Es folgten die österreichische und deutsche Kinderschutzbehörde. Sie luden Tracie als Gastrednerin, sowie Spendensammlerin nach Österreich ein.
Im Juni 2016 nahm Tracie als eine Jurorin bei der 2016 Wahl zur Miss Giessen/Miss Deutschlands Schönheitskönigin teil. Im Oktober 2016 dann auch bei dem Miss Mermaid Wettbewerb in Ägypten.
Neben ihren vielen Aktivitäten
unterstützt Tracie verschiedene gemeinnützige Veranstaltungen, unter anderen der „Elterninitiative Herzranker Kinder, Köln e.V.“, dem „Ronald McDonald Haus“ in Köln, der „Elternhilfe für Kinder mit Rett Syndrom in Deutschland“ und der „VITA e.V. Assistenzhunde“.
Tracie ist ein aktives Mitglied der „American International Women’s Club of Cologne“
einer sozialen Organisation, welche die internationale Gemeinschaft in Köln unterstützt und Spenden für eine Vielzahl von philanthropischen Projekten sammelt die sich auf Frauenrechte fokussieren.
Sie ist ebenfalls ein langjähriges Mitglied der „FAWCO (Federation of American Women’s Clubs Overseas), einer durch die Vereinten Nationen anerkannten Nichtregierungsorganisation , mit einer Mitgliederbasis von über 12.000 Frauen aus mehr als 30 Ländern.
Tracie Frank Mayer liebt Rosa, aber sie trägt jede Farbe.
"Achten Sie jeden Tag auf das Gute, das er bringt,
denn das Leben ist, an alle Dinge zu glauben."
Tracie Frank Mayer
“Niemand hat jemals gemessen, nicht einmal Dichter,
wie viel das Herz aushalten kann.”
Zelda Fitzgerald
Einen Herzschlag entfernt
die Geschichte einer Mutter
"Diese faszinierende Memoir über den Kampf einer Mutter um das Leben ihres Babys zu retten, welches mit nur einem halben Herzen geboren wurde, in einem fremden Land, von dem die Mutter weder jemanden kannte, noch die Sprache verstand, wird sie inspirieren durchzuhalten, entschlossen zu sein und niemals aufzugeben wenn sie mit einer Herausforderung konfrontiert werden."
Dean Ornish, M.D.
Founder & President, Preventive Medicine Research Institute
Clinical Professor of Medicine, UCSF
author, The Spectrum
"Tracie ist eine Heldin. Mögen viele Eltern aus ihren Erfahrungen lernen."
Dr. med. Dipl. Psych. Alex Gillor
"Diese Geschichte von Marc zeigt das Beispiel einer entschlossenen Mutter, die nie die Hoffnung verloren hat und weltweit nach einer Möglichkeit suchte, das Leben ihres leidenden Kindes zu retten. Ich bin sicher, dass der Leser durch diese gut geschriebene, mitfühlende und überzeugende Erzählung ergriffen sein wird."
Aldo Castañeda, M.D. Ph.D.
"Eine Geschichte, die Eltern inspiriert, voller Liebe Humor und Kummer. . . Sprachlicher Reichtum ist im gesamten Text zu finden."
KIRKUS REVIEW
"Durchweg wunderschöne Formulierung. Die emotionale Nacherzählung der Geschichte aus Sicht der Autorin, zeigt große Kraft durch das erneute durchleben, federt zu schönen Formulierungen und visuellen Beschreibungen wie
das überbrücken Ihrer Herausforderungen. Autorin vermittelt Emotionen in enormer sensorischer und auf Erfahrung beruhender Beschreibung, wie z.b. „das Gebrüll von der Grube Ihres Magens“. Wir verstehen ihre Verwirrung, ihren Schock, ihre Angst und wir werden durch ihrer Beschreibung der Worte der Ärzten als Instrument der Folter getroffen. Sehr gut getroffen. Autorin malt die Umgebungen sehr gut, ergänzt sensorische Details, welche die Szenen zum Leben erwecken und Dialoge werden mit Energie und Verbindungen verinnerlicht. Sehr gut gemacht. Von ihrer Erfahrung lernen wir den Unterschied zwischen dem ändern einer Meinung von jemandem und dem nicht akzeptieren der Meinung anderer.
Da ist sehr stark und einer der größten Geschenke des Buches. Sehr gut gemacht. Der Widerstand der Ärzte Ihren Sohn in die Pflege amerikanischer Mediziner freizugeben bewegt den Leser, da unsere Herzen in der Idee versinken, dass diese doch eher besorgt sein müssten, nicht in der Lage zu sein, den Fall Ihres Sohnes gut genug behandeln zu können. Die Autorin nutzt alle Groß-/Kleinschreibung in Ihrer Reaktion so gut. Wir schreien mit Ihr an Ihrer Seite. Die Autorin hat eine bewegende Geschichte gestaltet, die als großartige Anleitung für jeden Leser gelten kann, der einer ähnlichen Situation ins Auge sieht. Gut gemacht! Die Schreibstimme der Autorin trägt uns zuversichtlich durch einige undenkbar schwierige Momente, während sie uns gleichzeitig umarmt."
25th Annual Writer’s Digest Self-Published Book Awards judge's commentary
"Bedingungslose Liebe gepaart mit Tatkraft und Mut zeichnen die überwältigende Lebensgeschichte von Marc aus. Daraus schöpfe ich Kraft für meine Arbeit und mein Leben."
Sonja Klima - Präsidentin der Ronald McDonald Kinderhilfe, Österreich
Tracie Frank Mayer
Something’s Wrong
Marc had been relatively quiet lying upon the hard flat surface of the examination table, the two snaps on his undershirt open, exposing his tender stomach and tiny chest. I was thankful the small room was warm. Having positioned my chair as close to him as possible, I sat forward on its edge, and leaning over him, gently began stroking his head, his face, his left arm and leg, as it was the left side of his body that was closest to me. I would have gobbled him up completely if I’d known it wouldn’t interrupt the examination. Comforting and reassuring him, I whispered my love to him.
“Everything’s fine, sweetheart. Yes, yes, you are Mama’s precious baby. You’re being such a good boy, yes, darling. Mommy and Papa love you. Everything’s fine, everything’s fine. Mama’s sweetie thing.”
His precious mutterings fluttered like colorful butterflies in the air. Occasionally he would wiggle or thrust his tiny legs. All the while I stroked and kissed and patted him, completely enthralled. Every time I looked at him I was overwhelmed by that “I can’t believe my baby is here in front of my eyes and I love him so much I can’t stand it!” feeling. My heart and soul burned with intense devotion to him. Watching him turn his head from time to time, I could swear he looked as if he were observing the world around him, perhaps curious about the intruder zigzagging across his chest. Thirteen days old. I wondered how large his thoughts were.
His almond eyes widened when he turned his head towards my voice, his tiny rosebud mouth open, searching for my index finger that caressed his cheek. Having become so personally acquainted with him the last thirteen days, I was well aware of his strong sucking instinct. I recalled the picture safely tucked away of him taken at twelve weeks: an ultrasound image of him floating on his back, feet in the air, his thumb in his mouth.
I had already decided before his birth that I would not use a Schnuller as a magic wand to instantly quiet his cries, or encourage his contentment. I was there for him. What on earth would he need a pacifier for? My finger, at the ready, was bent into position; it would be the smooth arch of the crook of that finger that he would welcome into his mouth. I knew that he wasn’t yet hungry, and was sure that this appeasement would help to allay any discomfort. It pleased me: mother, satisfier. Inundated with an overwhelming rush of love, I had more than a desire to nurture, protect and provide for him; I wanted to be his everything.
Though completely new to babies and their needs, I wasn’t at all nervous, in fact I felt at home with being my son’s mother. Besides the fact that God had blessed me with child, I found further reward in the absolute joy I felt when my baby was at peace, sated and content. Funny what we find gratifying at different stages of our lives.
From the moment the Professor opened his undershirt and squirted a gel on his tiny chest and began carefully sliding the scanner of the ultrasound machine back and forth in the gooey mass, he had neither fretted nor fussed. And he never cried. He mesmerized me.
Helmut sat to the left of me, his hand on my lap, his fingers every now and again lightly tapping. His touch reassured me, just as his touching me reassured him, just as I was sure my touch reassured Marc. My husband’s hand on me, my hand on our son; a chain linked by touch, by love.
We looked attentively at the scanner sliding slowly back and forth, observed it making its way under each side of our son’s neck, inching toward his chest, hesitating on the left side, then the right. It slid down toward his stomach, pausing. Up again toward his chest. Left, then right. Back and forth. Up and down. Side to side. Slowly.
The images on the monitor that the scanner produced told us nothing. It might as well have been Greek. Helmut covered my left fist with his right hand and pulled it to the folds of his lap. He held it a few moments there, tight and still. I don’t know if it was the throbbing of his pulse that I felt or mine. Soon I was aware of him unpeeling my clammy fingers and opening my hand, pressing it flat against his pant leg. He squeezed it for but a moment, patted it twice, then crowned it with his palm.
The squeeze and the pats implied that even if he were to remove his hand, I was not to remove mine. Though I couldn’t speak German and he struggled with English, we had our own language; a certain touch, look or movement spoke volumes that only we understood. I glanced at the side of his face. It immediately revealed the tension that was gnawing at the both of us.
Prior to our marriage six months earlier, that time when we each lived on different continents, the very thought of him would quicken my pulse. And in my mind’s eye, his eyes and his lips, indeed his very spirit was always smiling. His lips were now an incision in a face rigid and sober. His upper jaw jutted in and out as if he were clenching his teeth. Clenching and releasing. Clenching and releasing. I had never seen him this way and I didn’t like it. I began squirming in my seat. Why was this taking so long?
I looked expectantly at the Professor. Sitting on the opposite side of the examination table, he was within reach.
“Is this your first baby? So what brought you all the way to Germany from America? Oh, I see! Now that is true love. How long have you lived here now? Um-hmm... Well, I speak a bit of English, but I prefer of course to speak German... Is there a big difference living here compared with living in America? Which city do you come from? It is a beautiful day today, isn’t it? Don’t worry. The examination won’t hurt your son.”
Small talk that happened only in my mind. His sharply chiseled profile never cracked to emit a sound, not even a goo-goo gaga to our son. Too hard-boiled to even clear his throat, he stayed the course, continuously gliding the scanner. Removing his eyes from the monitor only long enough to check his hand position, his gaze remained fixed on the screen.
I wanted to reach out and tap him on the shoulder and ask, “Doctor, so what is it exactly that you’re looking for? How many times have you done this? Why is it taking so long? Why haven’t we been told by somebody, by – ANYBODY – why we’re here? Do all new born babies here in Germany get this examination or is this an international procedure? Is this the last stop? What is that little dot pulsating there?” But I didn’t dare. He had an impenetrable aura. Reserved. Cool as granite. Maybe it was his title that stopped me in my tracks; maybe one shouldn’t speak with the Professor unless spoken to. Perhaps it was his crisp white doctor’s coat. Out of nowhere the question of etiquette between doctor and patient popped into my mind. Is there such a thing I wondered? How does it work? Should my questions wait until the end of the exam, would it be rude to ask for an explanation during? Would it irritate? Make him angry? And then there was the language matter. I didn’t know if he understood English and if he didn’t, the resulting chopped up English and disjointed German “did I understand him” – “did she understand me” – “did I understand her” – “and he me” problem was not worth the headache. I wasn’t up to Germanic aerobics. “Just let him get on with it,” I told myself. “In a little while this will all be over. He’s going to tell you everything’s fine anyway – so just let him have his peace so he can hurry up and get finished and we can pack up and get out of here.” He never comforted me, never told me to relax, so I didn’t. I couldn’t. You see, in the back of my mind, I kept thinking, if someone is sent to a hospital he or she is sent there for a reason, but I had no clue as to why we’d been sent here. And I was absolutely certain everything was fine with our baby. So what was going on? Jesus. There were no cushions to adjust on this uncomfortable chair.
Thirty minutes had passed; a journey from the cradle to the grave. No one had said a word and I was growing wearier by the minute. Aside from Marc’s sweet murmurs and my whispers, an eerie, uncomfortable silence pervaded the room. It provided no indication of the volcano about to erupt. He continued to guide the scanner. Then, with his eyes still fixed on the monitor, his German accent thick and heavy, the Professor finally uttered, “Was ich sehe ist leider nicht gut.”
Smacking his palm to his forehead, his face twisted in pain, Helmut released an anguished sigh and slumped back in his chair. I stiffened ramrod straight in mine. An undefined feeling of fear gripped me with such force I could barely breathe. Without thinking, I snatched a fistful of Helmut’s jacket sleeve with one hand while my other clutched at Marc. My voice suddenly hoarse, as if my vocal chords had been seared, I could at first only muster a whisper.
“What did he say, Helmut?”
Though it was only a moment, it seemed a lifetime before he answered me. From where he was sitting, he could not really see the Professor’s face. I could. Leaning slightly to the right and stretching my neck to look over his shoulder, I could see that his face revealed nothing other than a stable equilibrium. A moment...Perhaps he was waiting for the Professor to say that he’d erred, that we could in fact breathe again. Perhaps he just didn’t believe his ears or thought he had misun-derstood him. The Professor continued sliding the scanner. Grating my chair against the floor, I released Helmut’s arm and grabbed his shoulder as I jumped to my feet, the chain still linked to our son. I panicked as I tried to blink away the blinding flashes of light that distorted my vision. The walls were closing in. I had to stay calm. This would all be cleared up. Trapped in a sudden heat of terror that ripped at my gut and weakened my bowels, I couldn’t have screamed if I wanted to. The dampness rising in my armpits assured me that a war was about to erupt in the heavens and it would be out of my control. I was defenseless against the “Was ich sehe ist leider nicht gut” ringing in my ears. I didn’t understand the words but Helmut’s outburst destabilized me. Scared me senseless. I could hear myself trying to breathe. I nearly tore off the leather skin of the jacket at his shoulder. Trying to keep myself under control my voice broke.
“What did he say, Helmut?”
I sensed the Professor’s eyes on me.
“Spricht Ihre Frau Deutsch?” (“Does your wife speak German?”)
Helmut shook his head. “No,” he said.
With his hand still to his forehead, his elbow now supported by the examination table, Helmut raised his free hand and groped for mine. He turned and looked up at me, tears brimmed his eyes.
He winced before he spoke and when he finally did, his voice sounded as if it belonged to someone else.
“Something’s wrong,” he whispered.
Irgendetwas stimmt nicht
Marc lag relativ entspannt auf der harten, glatten Oberfläche des Untersuchungstisches, die zwei Druckknöpfe seines Bodys waren geöffnet, das Hemdchen hochgezogen, man sah seinen zarten Bauch und die winzige Brust. Ich war dankbar, dass es in dem kleinen Raum warm war. Ich zog meinen Stuhl so nah an ihn heran wie es nur ging, rutschte auf die Kante, beugte mich über ihn und begann, ihm zärtlich über seinen Kopf und das Gesichtchen zu streicheln, über seinen linken Arm und das linke Bein, die Teile seines Körpers, die ich am besten erreichen konnte. Ich hätte ihn am liebsten aufgefressen, mit Haut und Haaren, wenn das nicht die Untersuchung gestört hätte. So beruhigte und tröstete ich ihn, und flüsterte ihm meine Liebe zu.
“Alles wird gut, mein Schatz. Ja, ja, du bist Mamas süßes Baby. So ein lieber Junge, ja, mein Schätzchen. Mama und Papa haben Dich lieb, Alles ist gut. Mamas Süßer.”
Wie kleine bunte Schmetterlinge huschte sein zartes Babygemurmel durch den Raum. Dann und wann bewegte er sich oder strampelte mit seinen kleinen Beinchen. Die ganze Zeit über streichelte ich ihn, küsste und tätschelte ihn, völlig hingerissen. Immer, wenn ich ihn ansah, wurde ich von diesem “Ich-kann-es-gar-nicht-fassen-mein-Baby-liegt-hier-vor-mirund-ich-liebe-ihn-so-sehr-dass-ich-es-kaum-ertragen-kann” – Gefühl überwältigt. Mein Herz und meine Seele brannten vor rückhaltloser Hingabe an ihn. Ich sah zu, wie er manchmal den Kopf hin- und herbewegte, und ich hätte schwören können, dass er die Welt um ihn herum betrachtete, vielleicht neugierig, was sich da für ein Eindringling kreuz und quer über seine Brust bewegte. Dreizehn Tage alt. Was geht wohl durch seinen Kopf?
Seine Mandelaugen weiteten sich, als er den Kopf in meine Richtung wandte, meiner Stimme folgte, sein winziger Rosenknospenmund öffnete sich, suchte den Zeigefinger, mit dem ich seine Wange streichelte. Seinen starken Saugreflex hatte ich in den vergangen 13 Tagen schon sehr gut kennengelernt. Mir kam das Ultraschallbild in den Sinn, sicher verwahrt, wie er mit 12 Wochen auf dem Rücken schwebte, die Füße nach oben gereckt, den Daumen im Mund. Schon vor seiner Geburt hatte ich beschlossen, dass ich keinen Schnuller benutzen würde, dieses Zauberding, das wie auf Knopfdruck seine Schreie beruhigen, ihn in Zufriedenheit wiegen würde. Er hatte doch mich. Wofür brauchte er da einen Schnuller?
Mein Finger war schon bereit, gekrümmt, an dem glatten Knöchel würde er gleich anfangen zu nuckeln. Ich wusste, dass er noch nicht hungrig war und war mir sicher, dass dieses Friedensangebot ihm helfen würde, sich wohl zu fühlen. Das gefiel mir: die Mutter, die Quelle der Befriedigung. Überwältigt von einer Welle der Liebe, hatte ich mehr als den Wunsch ihn zu ernähren, zu beschützen und für ihn zu sorgen; ich wollte sein Ein und Alles sein.
Obwohl ich noch Neuling war was Babys und ihre Bedürfnisse angeht, war ich kein bisschen nervös, im Gegenteil, ich fühlte mich absolut wohl damit, die Mutter meines Sohnes zu sein. Abgesehen davon, dass der liebe Gott mich mit einem Kind gesegnet hatte, empfand ich die unbändige Freude, die ich spürte wenn mein Baby friedlich, satt und zufrieden war, als eine zusätzliche Belohnung. Schon komisch, was wir in den verschiedenen Phasen unseres Lebens als befriedigend empfinden.
Nicht einmal hat er gejammert, er wurde auch nicht unruhig als der Professor sein Unterhemdchen öffnete, einen Klecks Gel auf seine winzige Brust schmierte und begann, den Kopf des Ultraschalls vorsichtig durch die klebrige Masse hin und her zu schieben. Er schrie nicht ein einziges Mal. Ich war wie hypnotisiert.
Helmut saß links von mir, die Hand in meinem Schoß, ab und zu trommelte er leicht mit den Fingern. Seine Berührung beruhigte mich, so wie sie ihn selbst beruhigte, so wie meine Berührung, da war ich mir sicher, Marc beruhigte. Die Hand meines Mannes auf mir, meine Hand auf unserem Sohn, eine Kette der Berührung, der Liebe.
Wir blickten aufmerksam auf den Ultraschallkopf, der langsam hin und her glitt. Wir beobachteten, wie er methodisch an beiden Seiten zum Hals hinauf glitt, dann wieder Richtung Brust, Zentimeter für Zentimeter, und erst auf der linken und dann der rechten Seite zögerte. Der Kopf glitt wieder zum Bauch, und hielt inne. Wieder rauf zur Brust. Nach links, dann nach rechts. Hin und her. Rauf und runter. Von der einen Seite zur anderen. Langsam. Die Bilder auf dem Monitor des Ultraschallgerätes sagten uns nichts. Es hätte auch griechisch sein können. Helmut bedeckte meine linke Faust mit seiner rechten Hand und zog sie in seinen Schoß. Er hielt meine Hand ein paar Minuten lang, fest und unbewegt. Ich wusste nicht, ob es sein Pulsschlag war, den ich fühlte, oder meiner. Kurz darauf bemerkte ich wie er meine klammen Finger aufbog, die Hand öffnete und sie flach an sein Hosenbein drückte. Er drückte meine Hand einen Moment lang, tätschelte sie zweimal, und legte seine eigene darüber. Das Drücken und Tätscheln sollte wohl bedeuten dass, selbst wenn er seine Hand wegnähme, meine liegenbleiben sollte. Obwohl ich kein Deutsch sprach und er sich mit Englisch schwer tat, hatten wir unsere eigene Sprache; eine gewisse Berührung, ein Blick oder eine Bewegung sprachen Bände, die nur wir verstanden. Ich blickte sein Gesicht von der Seite an. Und sah augenblicklich die Anspannung, die an uns beiden nagte. Vor unserer Hochzeit vor sechs Monaten, als wir beide auf unterschiedlichen Kontinenten lebten, reichte der bloße Gedanke an ihn, mein Herz schneller schlagen zu lassen. Und vor meinem geistigen Auge lächelten seine Lippen und seine Augen beständig, ja, sein ganzes Wesen lächelte. Jetzt bildeten seine Lippen einen harter Schnitt in einem starren und ernsten Gesicht. Sein Unterkiefer bewegte sich vor und zurück als würde er mit den Zähnen knirschen. Knirschen und entspannen. Knirschen und entspannen. So hatte ich ihn noch nie gesehen und es gefiel mir gar nicht. Ich fing an, auf meinem Stuhl herumzurutschen. Warum dauerte das nur so lang?
Erwartungsvoll blickte ich den Professor an. Er saß auf der andern Seite der Patientenliege, er war in Reichweite.
“Ist das Ihr erstes Baby? Was hat Sie den langen Weg von Amerika nach Deutschland gebracht? Oh, ich verstehe! Das ist wahre Liebe. Seit wann leben Sie nun schon hier? Umhmm… nun, ich spreche ein bisschen Englisch, aber natürlich lieber Deutsch… Ist es sehr anders hier zu leben als in Amerika? Aus welcher Stadt kommen Sie? Heute ist wirklich ein schöner Tag, oder? Machen Sie sich keine Sorgen. Die Untersuchung wird Ihrem Sohn nicht weh tun.”
Small Talk, der nur in meiner Phantasie stattfand. Ein Profil wie gemeißelt, gab er nicht einen Laut von sich, nicht mal ein Du-du-du für unseren Sohn. Zu hartgesotten sogar, um sich zu räuspern, machte er stur weiter, immer hin und her mit dem Scannerkopf. Er blickte nur kurz vom Monitor auf seine Hand um die Position zu checken, sonst bleib sein Blick rigoros auf den Bildschirm geheftet. Ich hätte gern die Hand nach ihm ausgestreckt, ihm auf die Schulter getippt und gefragt “Doktor, wonach genau suchen Sie? Wie oft haben Sie das hier schon gemacht? Warum dauert das so lange? Warum hat uns niemand - NIEMAND bisher gesagt, warum wir überhaupt hier sind? Werden alle Neugeborenen in Deutschland so untersucht, oder ist das eine irgendwas Internationales? War es das denn jetzt? Was ist der kleine pulsierende Punkt dort?”
Aber ich habe mich nicht getraut. Er war dermaßen unnahbar. Reserviert. Kühl wie Granit. Vielleicht war es sein Titel, der mich zurückhielt; vielleicht sprach man ja einen Professor nicht einfach so an. Vielleicht war es sein gestärkter weißer Arztkittel. Mir kam urplötzlich die Frage nach den Benimmregeln zwischen Arzt und Patienten in den Sinn. Ich fragte mich, ob es so etwas wohl gab? Und wie funktionierte es? Sollte ich mit meinen Frage warten, bis er mit der Untersuchung fertig war, wäre es unhöflich, zwischendrin Fragen zu stellen? Würde es ihn irritieren? Verärgern? Und dann war da noch die Frage der Verständigung. Ich wusste nicht, ob er Englisch verstand; wenn er das nicht tat, dann wäre ein Gespräch in gebrochenem Englisch und gestammeltem Deutsch nach dem Motto “hab ich ihn verstanden - hat sie mich verstanden - habe ich sie verstanden, oder er mich” der Mühe nicht wert. Nach Verrenkungen auf Deutsch war mir grad nicht. “Lass ihn einfach machen, sagte ich mir. Das ist bestimmt alles bald vorbei. Er wird dir sowieso sagen, dass alles bestens ist – also lass ihn in Ruhe arbeiten damit er endlich fertig wird und wir zusammenpacke und hier abhauen können.” Er hat mich nicht getröstet, hat mir nie gesagt ich soll mich entspannen, also tat ich das auch nicht, ich konnte es nicht. Wissen Sie, tief drinnen dachte ich natürlich, wenn jemand in ein Krankenhaus geschickt wird, dann hat das einen Grund, aber ich hatte keine Ahnung, warum man uns hierher geschickt hatte. Und ich war absolut davon überzeugt, dass mit unserem Baby alles in Ordnung war. Also, was war los? Verflixt. Nicht mal Polster zum Zurechtrücken hatte dieser unbequeme Stuhl.
30 Minuten vergingen, eine Reise von der Wiege zum Grab. Keiner hatte ein einziges Wort gesagt, und ich wurde zusehends erschöpfter. Außer Marcs süssem Gebrabbel und meinem Flüstern herrschte in dem Raum eine unheimliche, ungemütliche Stille. Es gab keinerlei Hinweis auf den Vulkan, der sich gerade anschickte auszubrechen. Der Professor bewegte weiter den Ultraschallkopf. Dann, mit den Augen noch immer fest auf den Monitor gerichtet, mit schwerem deutschen Akzent, sagte er, “Was ich sehe ist leider nicht gut.”
Das Gesicht schmerzverzerrt, schlug sich Helmut mit der offenen Hand an die Stirn, er seufzte gequält und sackte auf seinem Stuhl in sich zusammen. Ich dagegen saß stocksteif auf meinem. Ein undefinierbares Gefühl der Angst ergriff mich mit solcher Wucht, dass ich kaum atmen konnte. Ohne nachzudenken packte ich mit der einen Hand Helmut am Jackenärmel während die andere Marc festhielt. Meine Stimme war plötzlich rau, als ob meine Stimmbänder ausgetrocknet wären und es kam nur ein Flüstern heraus.
“What did he say, Helmut?”
Es war wohl nur ein Augenblick, aber es schein wie eine Ewigkeit bis er mir antwortete. Von seinem Stuhl aus konnte er nicht wirklich das Gesicht des Professors sehen.
Ich schon. Ich beugte mich etwas nach rechts, und machte einen langen Hals, um Helmut über die Schulter zu schauen, und sah in seinem Gesicht nichts als Ausgeglichenheit. Ein Moment verging….vielleicht wartete er ja darauf, dass der Professor sagen würde, er habe sich geirrt, dass wir nun wieder atmen könnten. Vielleicht hat er ja einfach seinen Ohren nicht getraut oder gedacht, er hätte ihn missverstanden. Der Professor bewegte weiter den Ultraschallkopf. Die Stuhlbeine kratzten über den Boden als ich aufsprang, Helmuts Jacke losließ und seine Schulter packte, immer noch die andere Hand auf unserem Sohn, die Kette war noch da. Ich spürte Panik aufkommen als ich versuchte, die blendenden Lichtblitze, die meinen Blick verzerrten, wegzublinken. Die Wände schienen näher zu kommen. Ich musste die Ruhe bewahren. Alles würde sich aufklären. Gepackt von einem heftigen, heissen Schwall des Grauens, das mir auf den Magen schlug und die Eingeweide zu Wasser werden lies, hätte ich nicht schreien können, selbst wenn ich gewollt hätte. Der Ausbruch von kaltem Schweiß gab mir die Gewissheit, dass jetzt vom Himmel kommend ein Krieg ausbrechen würde, und dass mir nichts und niemand helfen konnte, das zu verhindern. Ich war hilflos angesichts ”Was ich sehe ist leider nicht gut” das in meinen Ohren nachhallte. Ich verstand die Worte zwar nicht aber Helmuts Reaktion hatte mich destabilisiert. Zu Tode erschreckt. Ich konnte hören wie ich nach Luft schnappte. Ich riss beinahe den Ärmel seiner Lederjacke ab. Ich versuchte mich unter Kontrolle zu halten, aber meine Stimme versagte fast.
“What did he say, Helmut?”
Ich spürte den Blick des Professors.
“Spricht ihre Frau Deutsch?”
Helmut schüttelte den Kopf. “Nein”, sagt er.
Mit der Hand noch an seiner Stirn, den Ellenbogen auf den Untersuchungstisch gestützt, hob Helmut seine freie Hand und tastete nach meiner. Er drehte sich und blickte zu mir auf, Tränen in den Augen. Er zuckte zusammen bevor er sprach und als er dann doch den Mund öffnete, klang seine Stimme als gehörte sie jemandem anderen.
“Da ist etwas nicht in Ordnung”, flüsterte er.
"Achten Sie jeden Tag auf das Gute, das er bringt,
denn das Leben ist, an alle Dinge zu glauben."
Tracie Frank Mayer
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“Niemand hat jemals gemessen, nicht einmal Dichter,
wie viel das Herz aushalten kann.”
Zelda Fitzgerald
Photo: Dusty Holoubek
"Achten Sie jeden Tag auf das Gute, das er bringt,
denn das Leben ist, an alle Dinge zu glauben."
Tracie Frank Mayer
“Niemand hat jemals gemessen, nicht einmal Dichter,
wie viel das Herz aushalten kann.”
Zelda Fitzgerald
“Look to each day for the goodness it brings,
for living life is to believe in all things.”
Tracie Frank Mayer
“Nobody has ever measured, not even poets, how much the heart can hold.”
Zelda Fitzgerald
"Achten Sie jeden Tag auf das Gute, das er bringt,
denn das Leben ist, an alle Dinge zu glauben."
Tracie Frank Mayer
“Niemand hat jemals gemessen, nicht einmal Dichter,
wie viel das Herz aushalten kann.”
Zelda Fitzgerald
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